Unsere Begegnungszone – nach Corona besonders wichtig

Reichlich Infos zur Begegnungszone

Im ORF_Studio2_12. 5. 2021 zum Thema Tempo 30

mit Ulrich LETH, Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien,

Christian GRATZER und Klaus ROBATSCH vom VCÖ wurde die Sinnhaftigkeit von Tempo 30 ausführlich begründet.

Chronologie
der Bemühungen um eine Geschwindigkeitsreduktion des Straßenverkehrs im Alten Markt Wildon
7.7. 2015

23 Gemeinderäte (nur 2 Enthaltungen) haben den Beschluss gefasst, bei der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz um eine Verordnung für eine 30 km/h-Beschränkung durch den Alten Markt anzusuchen. Angeführt wurden gesundheitliche, sicherheits- und ortsentwicklungsrelevante Gründe.

18. 10. 2015

Mehr als 500 Unterschriften für Tempo 30 im Alten Markt, gesammelt innerhalb weniger Stunden beim Marktfest von der Bürgerinitiative ProWildon. Die Unterschriften liegen vor. Fotos vorhanden.

7. Oktober 2015

Mag. Doris Bund, Verkehrsreferentin der BH Leibnitz, fordert die Gemeinde Wildon auf, im Alten Markt eine „selbsterklärende Straße“ mit dem Ziel einer Geschwindigkeitsreduktion zu errichten („Shared Space“, in Wildon als „Begegnungszone“ bezeichnet). Der Gemeinderat beauftragt das Büro „Architekten DI Mag. Thomas Pilz und DI. Christoph Schwarz (Atelier für Architektur)“ mit der Planung.

Juni und November 2016, Jänner und März 2017

Insgesamt 6 Bürger- und Bürgerinnenversammlungen (Workshop und Info-Veranstaltungen) zum Thema Begegnungszone. Bei der letzten Versammlung waren etwa 60 Bürgerinnen- und Bürger anwesend, die mit überwältigender Mehrheit dem Projekt zustimmten. Ausführliche Informationen in der Gemeindezeitung (Material liegt vor). Vorgesehen sind die Bereiche Hauptplatz, Hauptplatz bis Kirche, Unterer Markt.

7. September 2016

Beschluss des Projektes, auch mit Stimmen der ÖVP (bis auf eine) und FPÖ.

 

2017

Ausschreibung der Begegnungszone im Bereich Hauptplatz. Subvention der Landesregierung: 61.000 Euro.

 

September 2018

Verkehrszählung. Ergebnis: Im Alten Markt fahren etwa 8.900 Fahrzeuge pro Tag, etwa 1.500 mit einer Geschwindigkeit über den erlaubten 50 km/h. Details: Siehe die oben genannten Dokus.

 

Dezember 2019

Straßenrechtliche Verhandlung der ABT16 der Landesregierung (Verkehrswesen). Bescheidmäßige Erledigung. Im Bescheid wird auf die Sinnhaftigkeit der Baumaßnahme und auf die zu erfolgende 30er-Verordnung hingewiesen, was die Bezirkshauptmannschaft Leibnitz als Äußerung einer nicht zuständigen Behörde abqualifiziert.

 

Herbst 2020

Später Baubeginn der Begegnungszone. Die Aufbringung der Farbe, die neben der Straßenverschmälerung für eine „Selbsterklärende Straße, die eine Verkehrsberuhigung bewirkt“ unbedingte Voraussetzung ist, lässt die Witterung nicht mehr zu.

Im Zuge des Gemeinderatswahlkampfes wird die Begegnungszone zum Streitthema. Die Bewohner des Alten Marktes finden in der ÖVP /FPÖ/Grüne keine Unterstützer. Der neue Gemeinderat ist mehrheitlich gegen die Begegnungszone. Diese Begegnungszone wird nur als Straße mit nun besserer Asphaltdecke wahrgenommen, über die mit 50 km/h gefahren werden darf. Überschreitungen werden nicht überprüft. Laut Bezirkshauptmannschaft sei im Bereich Hauptplatz nach der Umgestaltung eine Geschwindigkeitsmessung durchgeführt worden. Die durchschnittliche Geschwindigkeit V/85 betrage nun 42 statt früher 52 km/h.

 

22. 4. 2021

Die Bezirkshauptmannschaft Leibnitz/Beamtin Mag. Bund, BH Dr. Walch teil dem Bürgermeister mit, dass die Besprechung bezüglich der Verordnung einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h im Bereich Hauptplatz „... weder ausverkehrssicherheitstechnischer Sicht, noch aus Gründen zur Eindämmung der Lärmentwicklung“ als erforderlich angesehen wird: „Daran ändert auch eine im Rahmen der straßenrechtlichen Bewilligung für die Neugestaltung des Hauptplatzes – von einer nichtzuständigen Behörde – ausgesprochene Empfehlung nichts.“

 

Dass die Begegnungszone nicht fertiggestellt wurde und daher auch nicht so wirksam ist wie geplant, ist derzeit für die BH wie auch für die Gemeindevertretung kein Thema.

 

 

Die Eigentümer der Häuser am Hauptplatz waren Bescheidadressaten/Partei des notwendigen straßenrechtlichen Verfahrens. Einer von ihnen stimmte zu, weil durch die Begegnungszone eine Verkehrsberuhigung garantiert wurde. Dem wurde nicht ausreichend nachgekommen.

 

 

Widerstände

Wildon ist Grazer Speckgürtel, der Pendlerverkehr ist enorm.

Der Alte Markt ist ein Autobahnzubringer von der Zipreiner Straße nach Graz. Für eine Umfahrung sind die Gegebenheiten äußerst schwierig, Umfahrungspläne wurden nie verwirklicht.

Auch die Einheimischen wollen möglichst schnell durch den Alten Markt in ihr Häuschen im Grünen fahren, die Ersparnis von ca. 47 Sekunden (Vergleich 30km/h zu 50km/h) sind für die Fahrzeuglenker gefühlte zehn Minuten.

Eine Geschwindigkeitsbeschränkung erfordert politischen Mut. Die Begegnungszone war als „Geld- und Parkplatzvernichtung“ Wahlkampfthema. Die Bürgerliste ProWildon trat seit je massiv dafür ein, sie verlor bei der Gemeinderatswahl 2020 eines von zwei Mandaten. Derzeit ist kein politischer Wille zur Fertigstellung der Begegnungszone ersichtlich. Eine Geschwindigkeitsreduktion ist nicht in Aussicht.

 

Abgesagt!
WILDONER BEGEGNUNGSZONE – neuer Gemeinderat will sich nicht mit der Begegnungszone beschäftigen
Nicht einmal die Fertigstellung des Hauptplatzes wird von der ÖVP und FPÖ befürwortet.
Der diesbezügliche Antrag unserer GRin Rosemarie Schauer in der 2. Gemeinderatssitzung am 10. 2. 2021 des neuen Gemeinderates, wurde nicht einmal auf die Tagesordnung genommen. Bisher war es Usus, über dringliche Anträge wenigstens zu reden. Der neue Stil und die neue Kompetenz gleicht einem System ohne Diskussion und Reflexion.
30 kmh durch den Ortskern von Wildon rückt somit in weite Ferne.
Die Begegnungszone ist noch lange nicht fertig. Es fehlt noch die Farbe.
PROWinf_2020_Nov.02-Seiten 2 und 3_Web

 

Hier der Bescheid der Bezirkshauptmannschaft, dass Tempo 30 in Wildon abgelehnt wird und dass die BH eine „selbsterklärende Straße" fordert, die unter dem Namen Shared Space/gemeinsamer, gleichberechtigter, geteilter Raum oder –nicht sehr zutreffend – Begegnungszone bekannt ist.

Aktuelle Fragen aus der Bevölkerung
Wird die Autostraße schmäler? Ja, dadurch wird die Sicherheit für alle größer!

Über die Befürchtung, die zurzeit verbreitet wird, dass die Straße durch die Begegnungszone schmäler und wird und damit unsicherer, sprach ProWildon mit dem Begegnungszonen-Planer DI Pilz. Hier die Zusammenfassung:

Begegnungszone bedeutet gleiches Recht für alle.

Alle besitzen das gleiche Anrecht auf die öffentliche Straße. Jene, die zu Fuß gehen, per Rad unterwegs sind und jene, die ein Auto benützen. Zurzeit ordnet sich alles dem Autoverkehr unter. Das bedeutet für die schwächeren Verkehrsteilnehmer große Unsicherheit.

Damit sich das ändert und mehr Sicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer besteht, muss die Straße schmäler werden, was die Geschwindigkeit automatisch herabsetzt. Denn es hat sich gezeigt, dass Beschränkungen – und sei es durch Schwellen – keine wirksame Auswirkung auf die Herabsetzung der Geschwindigkeit haben, nur eine schmale Straße drosselt die Geschwindigkeit.

Je breiter die Straße, desto schneller wird gefahren.

Übrigens:

Schnelles Fahren durch den Alten Markt bringt nicht einemal eine Minute Zeitersparnis.

Fazit: Die unmittelbare Straße wird schmäler, auch die Autofahrenden müssen mehr aufpassen. Die Breite der derzeitigen Straße wird von 6,25 auf 5,50 Meter reduziert. Die Verschmälerung bewirkt, dass die Geschwindigkeiten deutlich sinken und dass sich zum Beispiel die Radfahrer wesentlich sicherer fühlen können.

Autos und Busse können einander vorbeifahren, nicht aber schnell aneinander vorbeizischen. Wenn Busse Busse begegnen, kann einer auf einen Nebenstreifen ausweichen.

Der Schwerverkehr über 7,5 Tonnen ist ohnedies verboten, ausgenommen die Wildoner Unternehmen. Weshalb es möglich ist, dass nach wie vor 40-Tonner – vor allem mit österreichischen Kennzeichen – ungehindert und ungestraft durch den Markt fahren, möge die Polizeiinspektion Wildon gefragt werden. Fest steht:

Eine Begegnungszone macht die Durchfahrt für den Schwerverkehr deutlich unattraktiver.

Erlaubt sind die landwirtschaftlichen Schwerfahrzeuge, die meist aus der Weststeiermark kommen und flott durch den Alten Markt zur Biogasanlage fahren.

Diese Fahrzeuge müssen durch die Begegnungszone ebenfalls ihre Geschwindigkeit drosseln. Was die gesamte Situation sicherer macht.

_______________________________________________

Wer soll sich da begegnen?

Der Name Begegnungszone ist ein nicht sehr präziser Name für das vordringliche Ziel: Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden und Entschleunigung. Dann wird es auch mehr Menschen geben, die zufuß gehen oder ihre Besorgungen nach Möglichkeit mit der Rad machen – und dabei einander begegnen.

____________________________________________________

Nach Corona werden sich die Straßen in Orten und Städten massiv als erweiterter Wohnraum qualifizieren
– das sagte der europaweit tätige österreichische Architekt Erich Bernard im Ö1-Mittagsjournal, 20. 4. 2020.
Das heißt: Die Begegnungszone kommt zur absolut richtigen Zeit!

ALLES ist vorbereitet, damit der Wildoner Hauptplatz zur verkehrsberuhigten Zone wird. Die Genehmigungen sind eingeholt, die Ausschreibung der Arbeiten ist abgeschlossen. Nur der Bestbieter – Südwestbau – muss noch in einer Gemeinderatssitzung den Zuschlag bekommen. Das konnte bei der Gemeinderatssitzung – der Gemeinderat tagt bis zur Wahl des Bürgermeisters noch in alter Formation – am 30. Juni nicht erfolgen, da die ÖVP und zwei Mandatare der FPÖ dies verhinderten, weil sie sich nicht genug informiert sahen.

Allerdings gab es reichlich Informationen, und auch mehrere Bürgerversammlungen und Workshops mit Bürgerbeteiligung.

Und hier finden Sie ebenfalls eine Menge an Informationen.

„Die Häuser des Alten Marktes bilden ein schönes Zimmer“,
sagten die Planer Pilz und Schwarz bei der Informationsveranstaltung über die Wildoner Begegnungszone  2016: Wildon ist nicht nur ein stark frequentierter Straßenschlauch. Daher ist  es logisch, dass der öffentliche Raum von einer Hausmauer zur anderen reicht, und dieser Raum ist zu gestalten. Wildon hat eine räumliche Qualität, wahrgenommen wird aber nur die Straße, weil sie dominiert“, sagten sie. (Grafik: Pilz)
Hier finden Sie
Antworten auf Fragen aus der Bevölkerung und der Gemeinderäte durch die Planer Thomas Pilz und Christoph Schwarz vom 19. April 2017
und
Was eine Begegnungszone bewirken kann
Statement des Planers Mag. DI Thomas Pilz vom 11. November 2016

Wenn Sie das Doku anklicken, sehen Sie alle Seiten.

Diese Infos wurden mehrmals in der Gemeindezeitung transportiert – hier eine Auswahl:

Das war die erste offizielle Einladung, sie hat 2 Seiten, bitte öffnen:

Hier finden Sie das Doku zum Straßenrecht:

Alle Seiten können Sie lesen, wenn Sie beim Doku links oben blättern.

Begegnungszone Wildon_Straßenrecht_Bescheid_Bewilligung

Und auf der Homepage der Marktgemeinde Wildon finden Sie den Entwurf:

https://www.wildon.gv.at/fileadmin/user_upload/Nachrichten/2017_03_08_AAPS_Begegnungszone_Wildon.pdf

ProWildon hat intensiv nach einer Verkehrsberuhigung gesucht. Es war ein weiter Weg zur Begegnungszone und ProWildon – vor allem Gemeinderätin Rosemarie Schauer – hat nicht nur dafür intensiv gearbeitet, ProWildon hat auch – wie von vielen prophezeit – für den Mut, ein wahrhaft zukunftsweisendes Projekt voranzubringen, bei der Wahl eine unerfreuliche Rechnung erhalten. ProWildon steht weiter zur Begegnungszone, die die Lebensqualität aller Wildonerinnen und Wildoner hebt. Ausgenommen sind jene, für die Lebensqualität bedeutet, in überhöhter Geschwindigkeit durch eng bebautes Wohngebiet zu fahren.